Der Untertitel zum Vortrag »Handys in die Schule!« von Prof. Dr.-Ing. Jochen Schiller lautete »Die Informatik/Physik/Mathematik/… hinter dem weltweit größten Software- und Hardwaresystem«. Anhand dieses Untertitels eröffnete er das Spektrum seiner Sicht auf die Bedeutung von Mobiltelefonen im Schulunterricht.
Zu Beginn seines Vortrags stellte Jochen Schiller dar, dass weltweit bereits 4,4 Milliarden Nutzer mobil telefonieren. Ausgehend von dieser Entwicklung prophezeite er, dass das Mobiltelefon zum dominierenden System werden wird. Gerade wegen dieser großen Verbreitung gibt es seiner Meinung nach zahlreiche Fragen zum Umfeld Mobiltelefonieren, die in der Schule geklärt werden müssen.
Zunächst ging Jochen Schiller auf den Hintergrund ein, vor dem sich der Schulunterricht mit mobilen Endgeräten wie Mobiltelefonen und PDAs abspielt. An mobile Endgeräte werden spezielle Anforderungen gestellt. Die Geräte verfügen nur über eine begrenzte Rechenleistung und einen begrenzten Speicher. Die Benutzungsschnittstelle ist stark eingeschränkt und die Anzeige hat nur eine niedrige Qualität.
Im Folgenden griff er die Signalausbreitung auf, die bestimmte Infrastrukturkomponenten benötigt (z.B. eine Basisstation, Vermittlungseinrichtungen und Leitungen). Es ergibt sich die Frage, was das Netz über die Benutzerin/den Benutzer weiß, denn diese/r muss gefunden und über die SIM-Karte identifiziert werden. Dazu besitzt der Betreiber Datenbanken mit allen Daten über die Kunden. Wenn der Nutzer gefunden wurde und telefoniert, tun dies viele andere Menschen gleichzeitig. Wie werden die Teilnehmer/innen in Funknetzen und UMTS-Netzen voneinander getrennt? Und wie wird die Sicherheit gewährleistet?
Im Informatik-, Physik- und Mathematikunterricht können die oben aufgeworfenen Fragen beantwortet werden. Jochen Schiller wies darauf hin, dass es in der Zukunft neue Probleme geben wird, die die Fachwissenschaften lösen müssen. Wenn man beispielsweise mit dem Mobiltelefon im Internet unterwegs ist, müssen hohe Datenraten bei relativ hoher Geschwindigkeit erreicht werden.
Am Ende seines Vortrags wies Jochen Schiller auf die Fragen hin, die der Informatikunterricht aufgreifen kann. Da geht es zum einen um Datenbanken, auf die viele Teilnehmer/innen zugreifen und die eine schnelle Suche gewährleisten müssen, zum anderen um Fragen, die die Kommunikation und Übertragung betreffen. Dabei muss auch die Sicherheit der Verfahren berücksichtigt werden. An die Anwendungen für Mobiltelefone werden andere Anforderungen gestellt als an jene, die auf einem Rechner laufen, da mobile Endgeräte nur eine begrenzte Batterieleistung haben.
Dieser Vortrag war der kurzweiligste, den ich im gesamten Verlauf der INFOS 2009 gehört habe. Es gelang Jochen Schiller, die Sachverhalte so darzustellen, dass sie gut zu verstehen waren. Zudem war sein Stil vorzutragen locker und humorvoll, so dass es Spaß machte, ihm bei seinen Überlegungen zu folgen.
Angeregt durch den Vortrag dachte ich im Anschluss darüber nach, ob wir als Lehrerinnen und Lehrer es uns überhaupt leisten können, Mobiltelefone nicht in unseren Unterricht mit einzubeziehen. Die Tendenz, dass zunehmend mobile Endgeräte und nicht mehr der PC, der fest an einem Ort steht, verwendet werden, ist meiner Ansicht nach deutlich zu erkennen. In vielen Schulen gibt es Schulordnungen, die das Mitbringen von Mobiltelefonen verbieten bzw. die den Schüler/innen nur erlauben, Telefone ohne Kamera mitzubringen. Die Angst, dass die Mobiltelefone missbraucht werden, um z.B. andere Schüler/innen zu mobben, ist begründet. Doch der bewahrpädagogische Ansatz der Medienerziehung ist letztlich veraltet und gerade im Hinblick auf Mobiltelefone nicht anwendbar, gerade weil diese so weit verbreitet sind und aufgrund ihrer Größe in jeder Tasche versteckt mitgebracht werden können.
Die Lösung kann daher nur sein, dass die Kinder und Jugendlichen in der Schule lernen, wie sie ihre Mobiltelefone sinnvoll verwenden können, und dass sie wahrnehmen, welche Möglichkeiten diese bieten. Zudem kann man nicht nur im Informatikunterricht, sondern auch, wie Jochen Schiller in seinem Vortrag darstellte, im Physik- und Mathematikunterricht die Schüler/innen in ihrer Alltagswelt abholen und sie auf diese Weise motivieren, sich mit dem Unterrichtsgegenstand auseinanderzusetzen. Doch es sind nicht nur die Naturwissenschaften und die Mathematik gefragt, sondern z.B. auch die Fächer Politik und Sozialwissenschaften, die sich u.a. mit Themen wie Mobbing beschäftigen.
Daher kann ich dem Titel von Jochen Schillers Vortrag folgend nur bestätigen: Mobiltelefone in die Schule!