Allenthalben ist der Ruf nach einer Abkehr von der »Input-Orientierung« hin zu einer »Output-Orientierung« von Lernzielen hin zu Kompetenzen zu vernehmen. Dieser Wandel in der Bildungslandschaft steckt mitten im Prozess. Einige Fächer, wie beispielsweise die Mathematik haben schon seit Jahren in der Sekundarstufe I einen kompetenzorientierten Lehrplan, den Kernlehrplan. Die Informatik hat mit den Bildungsstandards nachgezogen und ist nun dabei, sie salonfähig zu machen und auf ein breites Fundament allseitiger Akzeptanz zu bringen. Wie auch die Kernlehrpläne in der Mathematik, geben die Bildungsstandards einen Rahmen, in dem Unterricht stattfinden sollte. Doch ist dieser Rahmen für den konkreten Unterricht oft zu allgemein gehalten. Hier kommen die Kompetenzmodelle ins Spiel, die die Vorgaben aus den Bildungsstandards konkretisieren, ohne zu konkret zu sein. Die Formulierung von Kompetenzen auf verschiedenen Stufen und differenziert in verschiedene Komponenten stellen die Vorstufe zur konkreten Unterrichtswirklichkeit dar, die in Form von Aufgaben konkretisiert wird. Die Kompetenzmodelle stellen somit den Versuch einer Operationalisierung der durch die Bildungsstandards vorgegebenen Kompetenzen dar, um sie im konkreten Unterricht fördern zu können.
Lutz Kohl führte mit einem Vortrag in das Tutorial ein, um die Teilnehmenden ins Bild zu setzen. Recht schnell stand das Hauptthema im Mittelpunkt und wurde durch bisher erarbeitete beispielhafte Kompetenzmodelle verdeutlicht. In diesem Zuge entstand eine Diskussion darüber, wie man die vorgestellten Aufgaben im Unterricht einsetzen könnte. Hierbei stand dem Motiv der Diagnose das Motiv der Notenfindung ein wenig gegenüber. Zur Diagnose müssten die Lernenden ihre zu erreichende Kompetenzstufe selbst festlegen können. So könnte eine vernünftige Diagnose stattfinden. Dies widerum erschwert den Einsatz als Instrument zur Notenfindung.
Der Diskussion folgte die Präsentation konkreter Aufgaben. Die Teilnehmenden hatten im Anschluss Zeit, zu verschiedensten Kompetenzen selbst Aufgaben entlang des vorgegebenen Rasters zu entwickeln (arbeitsteilige Gruppenarbeit). Diese Arbeit sowie die anschließende Präsentation und Diskussion wurde als sehr fruchtbar wahrgenommen. Nach dem abschließenden Vortrag über die Entwicklung von Kompetenzmodellen, fand eine kleine Abschlussdiskussion statt.
Methodisch gesehen passte der Titel Tutorial sehr gut, da zwar nicht durchgehend von den Teilnehmenden gearbeitet wurde, aber dies doch ein zentraler Bestandteil der Veranstaltung war. Das Tutorial war gut vorbereitet und bot Gelegenheit zur offenen Diskussion.
Inhaltlich war das Tutorial lohnenswert, da man in der konkreten Unterrichtsvorbereitung oft in der Luft hängt, wenn man sich an die Vorgaben halten möchte, die die Gesellschaft für Informatik (GI) in ihren Empfehlungen für die Sekundarstufe I ausgelobt hat. Die Kompetenzmodelle und vor allem die daran ausgerichteten Aufgaben können eine konkrete Orientierung für die Lehrenden sein, ihren Unterricht kompetenzorientiert gestalten zu können. Diese Art der Operationalisierung der Kompetenzen ist vermeindlich zwar nicht von den Autoren der Bildungsstandards intendiert gewesen, doch sollte an dieser Stelle der Pragmatik der Vorzug gegeben werden. Schwieriger ist die Verteilung der Arbeit zu bewerten. Das vorgestellte System ist so umfangreich, dass Kompetenzmodelle zur Diagnose nicht von einzelnen Lehrenden erarbeitet werden können. Diese Ebene sollte der Universität vorbehalten sein. Dort erscheinen hinreichende Kapazitäten, die Untersuchungen planen, durchführen und reflektieren zu können. Ist hinreichend Material vorhanden, können die Lehrenden in ihrer konkreten Situation auf die Kompetenzmodelle samt Aufgaben zurückgreifen. Hier sollte nicht jeder das Rad neu erfinden.
Materialien zu diesem Tutorial: is.gd/51KKB is.gd/51KM5