Die Veranstaltung wurde von Uwe Klemm, Lehrer am Staatlichen Angergymnasium Jena, geleitet und war im Programm der INFOS als Tutorial ausgewiesen. Herr Klemm hielt zunächst einen Vortrag, in dem er über die wesentlichen Konzepte hinter dem doch etwas schwammigen Begriff »Web 2.0« referierte. Es folgte die Vorstellung von bekannten und weniger bekannten Web 2.0-Anwendungen mit einer Einschätzung der Verwendungsmöglichkeiten im Unterricht. Nach dem Vortrag schloss eine freie Arbeitsphase das Tutorial, in der die Teilnehmer einige der Anwendungen ausprobieren sollten.
Herr Klemm begann seinen Vortrag mit einer kurzen Einschätzung der Lage zur Nutzung und Nutzungsbereitschaft von Internet-Anwendungen im Schulalltag. Es folgte ein kurzer Abriss der wesentlichen Merkmale von Web 2.0-Anwendungen. Seiner Einschätzung nach wären diese Anwendungen in besonderem Maße für den Schuleinsatz geeignet. Als Qualitätsmerkmale führte er dabei eine mögliche Skalierbarkeit, ein hohes Maß an Interaktivität und freie Software ins Feld.
Im zweiten Teil seines Vortrags präsentierte Herr Klemm eine Vielzahl von Anwendungen und verknüpfte diese mit einem möglichen Anwendungsbeispiel aus der Unterrichtspraxis. Zu nennen seien hier zum Beispiel Wikis, Blogs, Podcasts, welche auch ausgiebig auf möglichen Mehrwert im Unterricht beleuchtet wurden.
Es folgten anschließend aber noch weitere Beispiele wie Onlineverwaltungen von Lesezeichen, »shared office«-Anwendungen, Anwendungen zur Erstellung von Wissensnetzen und Zeitstrahlen, Onlinespeicherplatz-Angebote und ähnliches. Der Tutorialleiter hatte hier fundierte Kenntnisse und brachte auch eine große Begeisterung für den Einsatz dieser Techniken zum Ausdruck. Auf der anderen Seite kam insbesondere die kritische Beurteilung mancher Anwendungen zu kurz. So wurden die Problematik des Urheberrechts bei Dokumenten in manchen »shared office«-Anwendungen oder die Frage nach dem Datenschutz bei Onlinespeicher-Angeboten nur am Rande diskutiert. Zudem wurden im Folgenden häufig konkrete Produkte bestimmter Firmen genannt, die eben nicht mehr dem Grundgedanken freier Software folgen.
Eine echte Diskussion fand am Ende des Vortrags nicht statt.
Herr Klemm war am Thema Web 2.0 interessiert, umfangreich informiert und konnte auch bereits auf einen recht großen Fundus von Beispielen aus der Unterrichtspraxis zurückgreifen. Dennoch erschien die Vorstellung der einzelnen Anwendungen teilweise zu euphorisch. Risiken oder zumindest bedenkliche Aspekte mancher Web 2.0-Anwendung wurden nur kurz erwähnt, aber nicht ausgiebig diskutiert.
Gerade an dieser Stelle muss meiner Meinung nach aber Schule einhaken und eine kritische Reflexion bieten. Bemühungen um die Förderung eines vorsichtigeren Umgangs mit (persönlichen) Daten von Schülerinnen und Schülern können nicht erfolgreich sein, wenn gleichzeitig im Unterricht jede Web 2.0-Anwendung unreflektiert bis naiv verwendet wird. Dieser Aspekt kam leider zu kurz und hätte der Veranstaltung noch einen runden Abschluss gegeben.