In dem Gespräch zwischen Christian Görlich und Meinert Meyer (vgl. is.gd/9o8Ln werden die hinter der 1993er Lernwerkstatt stehenden Ideen beleuchtet. Informatiklehrende haben einen reichhaltigen Erfahrungsschatz bezüglich der technischen Gestaltung von Räumen mit Informatiksystemen, die regelmäßig genutzt werden müssen. Aus dieser Sicht sind die folgenden Anmerkungen entstanden.
Als ich mir die Darstellung der Lernwerkstatt is.gd/9o8Bl ansah, die auf der ersten Seite der Rhino Didactics Ausgabe 32 is.gd/9o8Sx abgebildet ist, dachte ich unwillkürlich an meine Arbeit in Informatikfachräumen – Räume ohne höhenverstellbare Kreidetafeln – Räume mit i.d.R. unverrückbaren, festgeschraubten Tischen in Busanordnung … m.a.W.: Räume, in denen die Möglichkeit zur [Um-]Gestaltung der physischen Lernumgebung durch technisch begründete Rahmenbedingungen arg eingeschränkt ist. Ich dachte an eine Unterrichtshospitation im Pflichtunterricht Informatik im sechsten Jahrgang in Bayern, bei dem die Lehrerin nicht eine/n der Schüler/innen sehen konnte, weil die grossen Monitore einen Blickkontakt zwischen Schülerinnen und Lehrerin nicht gestatteten. Mir wurde klar, dass die Darstellung der Lernwerkstatt in dieser Beziehung durchaus eine erhebliche Verbesserung der Arbeit mit Informatiksystemen im Unterricht ermöglichen kann. Der Rat, den ich meinen Studierenden und den Referendarinnen und Referendaren gebe, besteht darin, einen grösseren Teil des Informatikunterrichts nicht in den »üblichen« Informatikfachräumen durchzuführen.
Den eigenen Informatikunterricht führe ich inzwischen in normalen Kursräumen durch – meine Schülerinnen und Schüler benutzen zur Umsetzung aller notwendigen Arbeiten Informatiksysteme, die sie in ihrer Hosentasche mit sich herumtragen: Mobiltelefone. In dem Gespräch zwischen Christian Görlich und Meinert Meyer werden diese Informatiksysteme an einigen Stellen als »Handy« bezeichnet.
Richten wir heute den Blick auf die technischen Details der Lernwerkstatt von 1993, müssen wir unwillkürlich schmunzeln: der Gerätepark ist sehr umfangreich – für den störungsfreien Betrieb dieses Raumes benötigen wir eine gut ausgebildete Technikerin, die die anfallenden Arbeiten regelmäßig und zeitnah durchführt.
Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf einige Elemente der konkret ausgeführten Lernwerkstatt
Nun – es geht nicht darum, die überkommene Technik der PCs durch
Mobiltelefone zu ersetzen. Es gilt, das Verschwinden der
Sichtbarkeit der Informatiksysteme genauer zu beleuchten und die
Gestaltung einer zukünftigen Lernwerkstatt um diesen Aspekt zu
erweitern.
Hier befinden wir uns auf technikgeschichtlich bekanntem Terrain. Waren
Fabrikhallen von 100 Jahren dadurch gekennzeichnet, dass ein grosser
Elektromotor seine Leistung über Transmissionsriemen an die einzelnen
Arbeitsplätze weitergab, so finden wir heute z.B. in der Tür eines Automobils
einen Elektromotor, der einzig die Aufgabe hat, für die Bewegung der Scheibe
zuständig zu sein, kaum jemand denkt daran, dass hier im Stillen ein
Elektromotor seine Dienste verrichtet, wenn auf den entsprechenden Knopf
gedrückt wird.
Ebenso wird es zukünftig keine Frage sein, dass sich das Interieur eines Raum an der Benutzung orientiert. Beispielhaft gilt dies für die Regelung der Beleuchtung/Verdunkelung, Wandgestaltung, Temperatur, Luftfeuchte, Raumzugang, gesten- und sprachgesteuerte Aktivitäten. Diese Anpassungsfähigkeit an die Bedarfe der Nutzung wird selbstverständlich durch Informatiksysteme ermöglicht, die im Hintergrund die Arbeit verrichten – kaum jemand wird daran denken, dass im Stillen eine Reihe von Informatiksystemen ihre Dienste verrichten …
Genau so, wie im Physikunterricht die Grundlagen für Elektromotoren thematisiert werden, werden im Informatikunterricht die Gestaltungsgrundlagen für Informatiksysteme vermittelt – gerade, wenn Informatiksysteme zunehmend aus dem sichtbaren Bereich »verschwinden«, wird dieser Unterricht unabdingbar sein – und diese Zukunft hat bereits begonnen.