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Ausgabe 14 vom 1. Dezember 2006 (als PDF):

27. November 2006 – Dr. Ludger Humbert

LaTeX – Teil 14: Besondere Zeichen – Mikrotypografie

In einer Reihe von Artikeln in der If Fase werden nützliche Elemente von LaTeX vorgestellt, die erprobt sind und bei der Arbeit der Informatiklehrerin eingesetzt werden.

In den bisher vorgelegten vierzehn Teilen der Artikelserie – Ausgaben 0 … 13: rhinodidactics.de/Archiv – finden Sie Hinweise und Anmerkungen zu den Themen: Installation, grundlegende Arbeitsweisen, Quellen zu Dokumentationen, Arbeit mit KOMAscript, PSTricks, Erstellung von Arbeitsblättern, Struktogrammen, Automatengrafen, Elemente von UML, Barcodes, Formularerstellung, Zitieren, Abbildungen, ER-Diagramme. Von Ausgabe 9 (Zitieren – normgerecht) bis zur Ausgabe 12 (Quelltexte von Programmen) wurden die Themen von Fragen bestimmt, die von den Referendarinnen gestellt werden. Die Ausgabe 14 enthält einige Gesichtspunkte, die (mikro)typografisch bedeutsam sind und bei der Erstellung von Gebrauchstexten (Arbeitsblätter, Unterrichtsplanungsentwürfe, etc.) nicht immer beachtet werden.

Typographie – Typografie

In der Wikipedia wird u.a. ausgeführt de.wikipedia.org/wiki/Typographie

Im weiteren Sinne wird Typografie als Gestaltung mittels Schrift, Bildern, Linien, Flächen und typografischem Raum (optisch wirksamem Abstand) in einem visuellen Medium verstanden.
Die Mikrotypografie beschäftigt sich vorwiegend mit dem Aufbau einzelner Buchstaben und Zeichen, während die Makrotypografie die Gesamtkonzeption eines Werkes aus gestalterischer Sicht behandelt.

Typografen bemühten sich stets, Normen für die gute Gestaltung von Druckwerken aufzustellen. Regeln für gute Typografie sind allerdings immer an den historischen Kontext und die technischen Möglichkeiten gebunden. Im Laufe der Zeiten haben sich viele Konventionen gebildet und verändert, die ein Gestalter bei der Wahl einer Schrift und der Gestaltung zu berücksichtigen hat. Diese sind nach Zeit und Ort verschieden.

An- und Abführungszeichen

Wenn Sie diese Zeitschrift verfolgen, werden Sie festgestellt haben, dass im Laufe der Zeit verschiedene Hervorhebungen für Zitate verwedet wurden.
Möwchen (If Fase – aktuelle Auszeichnung):
»Dies ist kein Zitat, es dient der Illustration.«
Typisch Deutsch (If Fase – Auszeichnung zu Beginn):
„Dies ist kein Zitat, es dient der Illustration.“
englisch-amerikanische Zitationszeichen (im deutschen Sprachraum nicht erlaubt):
"Dies ist kein Zitat, es dient der Illustration."
französische Zitationszeichen (im deutschen Sprachraum nicht erlaubt):
«Dies ist kein Zitat, es dient der Illustration.»

An diesen Beispielen wird deutlich, dass die Auszeichnung der wörtlichen Rede (Zitat) kulturell bedingt zu verschiedenen Darstellungen geführt hat. Die in vielen deutschen Texten verwendete Darstellung stört den Lesefluss, daher werden Sie z.B. in Romanen die auch in dieser Zeitschrift inzwischen verwendeten Möwchen finden. Möwchen werden auch in französischen Texten verwendet, allerdings werden dort Anfangs- und Endauszeichnung gegenüber den deutschen Texten vertauscht und ein winziges Leerzeichen zwischen dem Zeichen und dem Zitat eingefügt. Die Entscheidung für die Verwendung von Möwchen entspringt dem Wunsch, die Artikel lesbarer zu gestalten – ein wichtiges Ziel der Mikrotypografie.

Unsichtbare Zeichen

Bereits im vergangenen Abschnitt wurde auf ein besonderes Zeichen – das winzige Leerzeichen – hingewiesen. Mit Leerzeichen im Textsatz hat es eine besondere Bewandnis. So kennen Benutzerinnen von Büropaketen oder Textauszeichnungssprachen wie HTML das sogenannte geschützte Leerzeichen: dies ist ein Leerzeichen, das eine Stelle im Text belegt, an dem der Text nicht umgebrochen werden kann.

Darüber hinaus gehende Darstellungen von Zwischenräumen sind kaum bekannt. Hat man aber erst einmal Kenntnis von der Mikrotypografie, so wird deutlich, dass bei der Abkürzung »z.B.« zwischen dem »z.« und dem »B.« kein ganzes Leerzeichen, sondern ein verkleinertes Leerzeichen benutzt wird. Im Mathematikmodus in LaTeX sind weitere Abstände möglich.

Verbinden oder Trennen

Die spezifische kulturgebundene Ausprägung eines Bindestrichs – was muss denn da (schon wieder) beachtet werden?
In der Quelle 1 finden Sie auf Seite 15:

Im Schriftsatz werden unterschiedliche Striche für Bindestrich, Gedankenstrich und Minus-Zeichen verwendet. Die verschieden langen Striche werden in LaTeX durch Kombinationen von Minus-Zeichen angegeben. Der ganz lange Gedankenstrich (---) wird im Deutschen nicht benutzt, im Englischen wird er ohne Leerzeichen eingefügt.
Feinheiten, wie notwendige Trennungen am Zeilenende erledigt LaTeX für Sie, so dass Sie normalerweise keine Handarbeit erledigen müssen. Allenfalls Worte, deren Trennung nicht im Trennungswörterbuch von LaTeX enthalten sind, sollten Sie sammeln und die Trennungen Ihrem LaTeX-Dokument zur Verfügung stellen. Bei mir existiert eine Datei mit der Bezeichnung trennungen.tex, die mit \input{trennungen} am Ende der Präambel jedem LaTeX-Dokument zur Benutzung übergeben wird. Der Inhalt besteht aus Zeilen, die jeweils eine explizite Trennvorschrift enthalten.
Beispiel:
\hyphenation{Ab-lauf-or-ga-ni-sa-tion}

Blocksatz oder »Das Auge will betrogen werden«

Eine ganz besondere Behandlung verdient das Zeilenende im Blocksatz. Je nachdem, ob das Ende einer Zeile ein »normales« Zeichen, ein Trennungsstrich oder ein Satzzeichen ist, muss geringfügig in den Satz eingegriffen werden. So sind die beiden letzten ein wenig nach rechts zu verschieben, damit die vom menschlichen Auge durch den geringeren Grauwert des Zeichens ausgelöste immanente Verschiebung nach links ausgelichen wird.
Diese Verschiebung wird in neueren LaTeX-Versionen (pdflatex, pdftex) automatisch durchgeführt. Sie können es prüfen, indem Sie ein Lineal an eine Textseite anlegen (z.B. Didaktikbuch, 2. Auflage, Seite 77). Wurde der Randausgleich vorgenommen, wie in diesem Beispiel, erhalten wir ein ruhiges Schriftbild, aber das Lineal beweist, dass unser Auge offenbar nicht der tatsächlichen Verschiebung gewahr wird.
Es ist überraschend, dass ein Text, bei dem dieser mikrotypografische Randausgleich nicht vorgenommen wird und alle Zeichen am Lineal richtig untereinander stehen, unruhiger wirkt.

Ligaturen

Im deutschen Sprachraum (vor allem in Deutschland, weniger in der Schweiz) ist eine Ligatur bestens bekannt: das »Eszett«, oder »sz« oder »ß«. Es wurde aus dem Zusammenziehen der beiden alten deutschen Buchstaben für s und z gebildet. Diese Ligatur wird als eigener Buchstabe verwendet und ist daher auf deutschsprachigen Tastaturen präsent (wie auch die u.a. im Deutschen verwendeten Umlaute, die allerdings keine Ligaturen sind). Bei weiteren Ligaturen ist festzustellen, dass ihre Benutzung im üblichen Schriftverkehr kaum verbreitet ist. Ein Kandidat ist die Zusammenziehung der Buchstaben »f« und »l« an den Stellen, die dies sinnvoll erscheinen lassen. An zwei Beispielen (nur in der PDF-Fassung sichtbar) wird diese mikrotypografische Feinheit, dargestellt:
Wasserflasche versus Auflage
Weitere Ligaturen (nur in der PDF-Fassung erkennbar):
fi   AV   Te…
Um die automatische Bildung von Ligaturen zu unterbinden, werden die Zeichen »"|« als Trennung zwischen die beiden Zeichen gesetzt. Sie ermöglichen dem Satzsystem darüber hinaus die Trennung an dieser Stelle. Ist die Trennung unerwünscht, so wird die Ligatur mit »\/« verhindert.

Quellen

Das Wissen um typografische Feinheiten kann mit dem Blick in diverse, im Netz frei zugängliche, Quellen verfeinert werden. Zwei pragmatisch orientierte Quellen für alle, die regelmäßig mit LaTeX arbeiten wollen oder müssen, sind über
1. www.ctan.org/tex-archive/info/lshort/german/l2kurz.pdf
2. www.ctan.org/tex-archive/info/l2tabu/german/l2tabu.pdf
zugänglich. In dem ersten Dokument finden Sie einen Einstieg in die Arbeit mit LaTeX und darüber hinaus Bemerkungen zur Umsetzung der Elemente, die hier dargestellt sind.

Die hier veröffentlichten Inhalte stellen keine Meinungsäußerungen der Studienseminare Hamm Arnsberg dar.
© Redaktion If Fase