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Ausgabe 29 vom 1. Juni 2009 (als PDF):

26. Mai 2009 – Prof. Dr. Hermann Niebaum und Prof. Dr. Meinert Meyer

Hintergrund – Albrecht Dürer und das »Rhinocerus«

Meinert Meyer und Hermann Niebaum

Die Abbildung des Rhinozerus von Albrecht Dürer galt lange Zeit als getreue Wiedergabe des Nashorns. Meinert Meyer entzifferte die sechszeilige Annotation oberhalb der Abbildung in dem Holzschnitt von Albrecht Dürer und übertrug den Text in das heutige Deutsch.
Bei der Übertragung des Textes ergaben sich deutliche Unterschiede zu der in der Wikipedia befindlichen Darstellung. Daraufhin wurde Prof. Dr. Hermann Niebaum von der Rijksuniversiteit Groningen (Faculteit der Letteren – Duitse taalkunde & Nedersaksisch Instituut) gebeten, die Vorlage zu sichten und uns eine Einschätzung zu der Übertragung mitzuteilen. Die Ergebnisse der Überarbeitung sind in dem Abschnitt »Übersetzung des Textes auf dem oberen Teil des Holzschnitts« dokumentiert.

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»Rhinocerus« von Albrecht Dürer aus dem Jahre 1515 (späterer Abzug des Holzschnitts, 16. Jahrhundert – die sechszeilige Inschrift oberhalb ist hier nicht wiedergegeben)
Quelle: de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Dürer_rhino_full.png
geprüft: 1. Juni 2009

Übersetzung des Textes auf dem oberen Teil des Holzschnitts

Nach Christi Geburt 1513. Jahr. Adi [= Anno divi Iulii, nach Julianischem Kalender] [1?] Mai.
In der Wikipedia ist zu lesen, dass das Tier am 20. Mai 1515 (sic !) in Lissabon gelandet sei. Dürers Datumsangabe ist nicht richtig zu entziffern und laut Wikipedia falsch Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Rhinocerus#Details_des_Holzschnitts geprüft: 1. Juni 2009.
Hat man dem großmächtigen König von Portugal, Emanuel, nach Lissabon gebracht aus Indien ein solches lebendiges Tier. Das nennen sie Rhinocerus. Das ist hier mit seiner ganzen Gestalt abkonterfeit. Es hat eine Farbe wie eine gesprenkelte Schildkröte. Und ist mit dicken Schalen belegt, sehr fest. Und ist in der Größe wie der Elefant, aber niedriger von den Beinen und sehr wehrhaftig. Es hat ein scharfes starkes Horn vorn auf der Nase. Das beginnt es immer zu wetzen, wenn es bei Steinen ist. Das hier [eigentlich dort] befindliche Thier ist des Elefanten Todfeind. Der Elefant fürchtet es sehr stark, denn wenn es ihn trifft, so läuft ihm das Tier mit dem Kopf zwischen die vorderen Beine und reißt den Elefanten unten am Bauch auf und tötet (wörtlich erwürgt) ihn. Dessen kann er [der Elefant] sich nicht erwehren. Denn das Tier ist so gewappnet, dass ihm der Elefant nichts tun kann. Sie sagen auch, dass das Rhinocerus schnell, keck und listig sei.

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