Viele, die das Wort Informatik in den Mund nehmen, haben sofort auch das Thema Modellierung im Sinn. Auch wenn dies zu kurz gegriffen ist, bleibt die Modellierung dennoch ein wichtiger Bestandteil der Informatik, der zudem der Legitimation des Faches in der Schule dienlich ist.
Aus didaktischer Sicht nimmt der Begriff Kooperation einen aktuell sehr hohen Stellenwert ein. Mit Kooperation ist, getreu dem kooperativen Lernen nach Norm und Kathy Green, mehr als nur ein »miteinander Arbeiten« gemeint. Vielmehr versteht man heutzutage unter diesem Begriff ein miteinander verschränktes, integratives und sich gegenseitig unterstützendes Arbeiten.
Dass diese beiden zentralen Begriffe in einem Workshoptitel auftauchten, ließ natürlich sofort ein hohes Maß an Interesse erwachsen. Ich war zudem gespannt, wie man im Informatikunterricht diesen kooperativen Gedanken bei der Modellierung sinnvoll integrieren kann, unabhängig davon, welche Methoden und Möglichkeiten einem die Grundphilosophie des kooperativen Lernens für den Informatikunterricht bieten. Dies hatte natürlich eine sehr hohe Erwartungshaltung gegenüber dem Workshop zur Folge.
Prof. Dr. H. Ulrich Hoppe von der Universität Duisburg Essen stellte unterstützt von Dipl.-Inform. Tamara Malzahn und Dipl.-Inform. Nils Malzahn die Modellierungsumgebung »FreeStyler« vor, die die Ko-Konstruktion verschiedener Diagrammtypen unterstützt. Im Workshop selbst wurde nach dem etwa halbstündigen einführenden Vortrag der Fokus auf Klassendiagramme, Petri-Netze und Endliche Automaten gelegt. Die Workshopteilnehmenden sollten mit dem vorgestellten Programm Modellierungsaufgaben lösen. Nach der Bearbeitung sollte dann das Arbeitsergebnis in einen Moodle-Bereich hochgeladen werden. FreeStyler bietet eine spezielle Schnittstelle, die es ermöglicht, die Arbeitsergebnisse unmittelbar aus dem Programm heraus in einen vorher eingerichteten Moodle-Bereich hochzuladen.
Gegen Ende des Workshops wurden dann einige Möglichkeiten präsentiert, die Moodle bereitstellt, wie z.B. die Möglichkeit, die Arbeitsergebnisse der Mitlernenden zu bewerten. Zu einer Abschlussdiskussion fehlte dann die Zeit, da noch kurz präsentiert wurde, wie denn das Programm Kooperation unterstützt, indem mehrere Leute von verschiedenen Rechnern aus in dem selben Diagramm arbeiten können.
Methodisch betrachtet war der Workshop sinnvoll aufgebaut. Nach einer Einleitung durften die Teilnehmenden selbst arbeiten, so dass der Titel Workshop auch wirklich gerechtfertigt war. Es war stets Platz für Zwischenfragen. Doch bleibt ein etwas negativer Beigeschmack dahingehend, dass keine echte Abschlussdiskussion stattfand. Dies mag daran gelegen haben, dass der Workshop am Nachmittag etwas verspätet angefangen hat und so am Ende die Zeit gefehlt hat.
Inhaltlich gesehen konnte der Workshop der hohen Erwartungshaltung, die ich an ihn gerichtet hatte, nicht gerecht werden. Mein Eindruck ist, dass diese Art des miteinander Arbeitens - ich sage hier explizit nicht kooperativen Arbeitens - womöglich für den universitären Einsatz geeignet zu sein scheint. Zumindest, wenn man sich als Universität auf eine Moodle-Plattform festlegt. Es bestünde zwar die Möglichkeit auch andere Plattformen zu integrieren, aber die sind - und da habe ich vollstes Verständis für - nicht im Programm integriert. Die vorgestellte Vorgehensweise für den Einsatz besagt lediglich, dass etwas von den Lernenden erarbeitet und anschließend auf einen Workspace hochgeladen wird. Dabei wurde für meinen Geschmack zu sehr auf die Plattform Moodle eingegangen. Das, was eigentlich den Vorteil des Programms ausmachen könnte, wurde nur zu kurz präsentiert und konnte von den Teilnehmenden nicht selbst ausprobiert werden. Zudem wurde dieser Vorteil als nicht vorteilhaft für den Schuleinsatz eingestuft, was die Sinnhaftigkeit des Workshops in Frage stellt. Es mag an der hohen Erwartungshaltung liegen, dass mein Fazit eher negativ ausfällt, aber das, was im Workshop präsentiert wurde, war nicht kooperatives Modellieren, so wie ich es mir vorgestellt hatte.
Das Programm FreeStyler und weitere Hinweise sind auf der zugehörigen Projektseite zu finden: www.collide.info