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Ausgabe 1 vom 1. Juni 2005 (als PDF):

24. Mai 2005 – Martin Reinertz

Bericht zur ISSEP 2005 – Klagenfurt, Kärnten, Österreich

ISSEPimage

Vom 30. März bis zum 1. April 2005 fand an der Universität Klagenfurt am „wunderschönen Wörthersee“ (Kärnten, Österreich) die internationale ISSEP Konferenz 2005 statt. Drei Tage lang wurde über den Sinn und Zweck, die Inhalte, sowie die didaktische Ausgestaltung des Informatikunterrichts in vielen Teilen Europas debattiert und diskutiert. Drei Tage, die es – zumindest was die Fülle der Information betrifft – in sich hatten, jedoch viele Fragen offen ließen.

ISSEP steht für „Informatics in Secondary Schools – Evolution and Perspectives“. Kaum ein Jahr in naher Zukunft oder unmittelbarer Vergangenheit wäre aus Sicht der Organisatoren wohl für einen solchen Titel besser geeignet als 2005. Es markiert das 20-jährige Bestehen des Unterrichtsfaches Informatik an den Sekundarschulen Österreichs. Getreu ihrem Titel und dem Zeitpunkt ihres Stattfindens wurde viel diskutiert über Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukunftsperspektiven in Bezug auf einen – möglichst europäisch-internationalen – gemeinsamen Ansatz zum Informatikunterricht.

Im Mittelpunkt der Konferenz stand im Wesentlichen die Frage, was den Informatikunterricht ausmacht und ihn von der Vermittlung bloßer Bedienkenntnisse (im Rahmen der Konferenz sowie in den Konferenzunterlagen als ICT bezeichnet) unterscheidet. Anders ausgedrückt: Was muss Informatikunterricht vermitteln, und wie kann er dies tun? – Über beide Punkte herrschte selbstverständlich alles andere als Einigkeit. Eine Tatsache, die sich in den (den Präsentationen entsprechenden) Tagungsbänden zur Konferenz widerspiegelt: Es gab sehr viele individuell hervorstechende Ideen und innovative Vorschläge, jedoch nahezu keinen Konsens zur didaktisch-inhaltlichen Gestaltung des Unterrichts. Auch waren die präsentierten Themen an sich bereits höchst disparat. So fragte Prof. Dr. Jürg Nievergelt aus der Schweiz u.a. nach dem grundsätzlichen Sinn und Zweck der Vermittlung informatischer Inhalte („Why Teach Introductory Computer Science? Reconciling Diverse Goals and Expectations“), während Erzsébet Angster aus Ungarn die aus ihrer Sicht mangelnde Integration von etablierten Softwareentwicklungsverfahren (von ihr „Softwaredevelopment-Packs“ genannt) anprangerte und Vorschläge zur deren Integration darlegte („Professional Analysis of the 'Abakusz' Software Development Competition“). Wieder andere Redner betrachteten stattdessen etwa Computerspiele als einen vielversprechenden Ausgangspunkt zur Integration gesellschaftlicher Thematiken in den Informatikunterricht (Jürgen Maaß, „Teaching Ethical Aspects in School“) oder machten Vorschläge zur Förderung des wissenschaftspropädeutschen Vorgehens von Schülerinnen und Schülern bei der Lösung von Problemen mittels Chat-Sitzungen (Dr. Patrick Fullick, „Using Networked Computers to Help School Students to Learn About Science through Discussion“).

Modellierung

Jedoch, es gab – bei all der Diskrepanz – auch Gemeinsamkeiten. Als unverkennbare Übereinkunft unterstrichen nahezu alle Tagungsbeiträge die enorme Bedeutung von Modellierung für den Informatikunterricht. Insbesondere die Präsentationen von Markus Schneider („A Strategy to Introduce Functional Data Modeling at School Informatics“), Siglinde Voß („Informatic Models in Vocational Training for Teaching Standard Software“) und Martin Reinertz („Ponto – Design of an Informatics System to Bridge the Gap between Using and Understanding in Informatics“) betonten diesen Aspekt und zeigten handlungsorientierte Zugänge zum Thema Modellierung auf. Während die erste dieser Perspektiven eher auf Themenfelder der Mathematik bezug nahm (Modellierung von Funktionen), zielten die letzten beiden Beiträge auf die bereits erwähnte Grundfrage der Konferenz nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen ICT und informatischer Literalität - sowie der Verzahnung dieser Bereiche im bayerischen Ansatz.

Fazit

Zusammenfassend, so lässt sich hervorheben, bildeten die gesammelten Beiträge sicherlich nicht „der Weisheit letzten Schluss“ - auch eine bereits zu Beginn der Konferenz wahrzunehmende Unschärfe des Begriffs „Informatikunterricht“ (Was sollten obligatorische Inhalte sein?, etc.) wurde nicht wirklich beseitigt. Dennoch konnten die vom Veranstalter, Herrn Prof. Dr. Roland Mittermeir, immer wieder betonten „vielen offenen Fragen“ im Bereich der Informatikdidaktik, wenn auch nicht beantwortet, so doch aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Insofern erfüllte die Veranstaltung in hohem Maße das Versprechen Ihres Titels: Das Aufzeigen von „Perspektiven“ (anstelle etwa fertiger Lösungen).

Hinweise zur ISSEP Konferenz 2005:
issep.uni-klu.ac.at/index.php?lang=en&cont=home.htm

Die hier veröffentlichten Inhalte stellen keine Meinungsäußerungen der Studienseminare Hamm Arnsberg dar.
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