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urn:nbn:de:0043-rhinodidactics-35-0 – Ausgabe 35 vom 1. Mai 2011 (als PDF)

1. Mai 2011

Editorial

Christian Görlich, Ludger Humbert, Meinert Meyer

Die Beiträge für diese Ausgabe von »rhino didactics« beziehen sich auf das Oberstufen-Kolleg an der Universität Bielefeld und seine Entwicklung. Das Kolleg hat im Jahre 2010 den Deutschen Schulpreis in der Rubrik Leistung erhalten. Böse Zungen mögen behaupten, dass Leistung und Versuchsschule nicht zusammen passen – dies war der Anlass für ein Interview mit dem Schulleiter Dr. Hans Kroeger und dem Wissenschaftlichen Leiter Prof. Dr. Josef Keuffer.

Dabei hat der Meisterdenker John Dewey ganz bewusst seine Chicagoer Laborschule mit Bezug auf Immanuel Kant als Experimentalschule konzipiert. Davon zehrt bis heute – vermittelt durch den Gründer Harmut von Hentig – auch das Oberstufen-Kolleg in Bielefeld. Immanuel Kant war revolutionär, als er sich für Experimenalschulen einsetzte. Er dachte dabei an das von Johann Bernhard Basedow gegründete Philanthropinum in Dessau. Versuchsschulen sollte es nach Kants Auffassung geben, bevor man Normalschulen (Normalschulen waren Ausbildungsschulen für Lehrer, also normgebende Schule) einrichten könnte. Kant schreibt in seiner Vorlesung über Pädagogik aus dem Jahre 1803:

»Man bildet sich zwar insgemein ein, daß Experimente bei der Erziehung nicht nötig wären, und daß man schon aus der Vernunft urtei­len kön­ne, ob etwas gut oder nicht gut sein werde. Man irret hierin aber sehr, und die Erfahrung lehrt, daß sich oft bei unseren Versu­chen ganz entgegengesetzte Wirkungen zeigen von denen, die man erwartete. Man sieht also, daß, da es auf Experimen­te ankommt, kein Menschen­alter einen völligen Erziehungsplan darstellen kann.«

Es fällt den Herausgebern schwer, nicht in dem weiteren Zitieren des genannten Kant-Textes fortzufahren.

© Redaktion rhino didactics