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Ausgabe 19 vom 1. Juni 2007 (als PDF):

28. Mai 2007 – Dr. Ludger Humbert

LaTeX – Teil 19: Lokale Spezifika im Satz

In einer Reihe von Artikeln in der If Fase werden nützliche Elemente von LaTeX vorgestellt, die erprobt sind und bei der Arbeit der Informatiklehrerin eingesetzt werden.

In den bisher vorgelegten neunzehn Teilen der Artikelserie – Ausgaben 0 … 18: rhinodidactics.de/Archiv – finden Sie Hinweise und Anmerkungen zu den Themen: Installation, grundlegende Arbeitsweisen, Quellen zu Dokumentationen, Arbeit mit KOMAscript, PSTricks, Erstellung von Arbeitsblättern, Struktogrammen, Automatengrafen, Elemente von UML, Barcodes, Formularerstellung, Zitieren, Abbildungen, ER Diagramme, Fragen der [Mikro-]Typografie und Setzen von Briefen. Von Ausgabe 9 (Zitieren – normgerecht) bis zur Ausgabe 12 (Quelltexte von Programmen) wurden die Themen von Fragen bestimmt, die von den Referendarinnen gestellt werden. Mit der vorliegenden Ausgabe 19 wird die Berücksichtigung lokal bedeutsamer Elemente aus dem Schriftsatz im Zusammenhang thematisiert.

Schreiben lernen?

In dem lesenswerten Beitrag Gute Typographie auf Papier und im Web www.weisses-rauschen.de/hero/Typographie.htm konstatiert der Autor Hermann Rotermund Junge deutsche Akademiker lernen – anders als ihre Kommilitonen in anderen Ländern – weder zu sprechen noch zu schreiben. Ihre Ausbildung – wenn man von einer solchen sprechen kann – orientiert sich an Inhalten und nimmt selten Rücksicht auf deren Darstellung. Das Referat oder die Diplomarbeit werden ebenso wenig zum Gegenstand der wissenschaftlichen Reflexion gemacht wie etwa der Essay, der öffentliche Vortrag oder die multimediale Dokumentation.

Lokale Besonderheiten und LaTeX

Sowohl TeX als auch LaTeX sind im amerikanischen Sprach- und damit Satzraum entstanden. Für TeX zeigt sich dies in der ursprünglichen Beschränkung des Zeichensatzes auf die ersten 128 Zeichen des ASCII-Codes (7 Bit-Code), die für englische und amerikanische Texte ausreichen. Bereits 1990 wurde diese Beschränkung aufgehoben. Bei LaTeX zeigt sich in den Standarddokumentenklassen article, report, book und letter, dass die amerikanischen Papierformate und die entsprechende Aufteilung des Papiers (der sogenannte Satzspiegel de.wikipedia.org/wiki/Satzspiegel) Grundlage für diese Klassen ist. Die Standardklassen unterstützen mit letterpaper, legalpaper, executviepaper, a4paper, a5paper und b5paper die drei amerikanischen Papierformate letter, legal, executive und die Papierformate A4 und A5 aus der ISO-A-Reihe, B5 aus der ISO-B-Reihe. Im Laufe der Zeit wurden zunächst mit Script, dann mit Script2 und schlussendlich mit KOMAscript eigene – die europäische Satztradition stärker berücksichtigenden – Styles und Klassen entwickelt. Diese Klassen unterstützen weitere Papierformate: aXpaper, bXpaper, cXpaper, dXpaper. Das Papierformat muss (abgesehen von a4paper und a5paper) als Option beim Laden der Dokumentenklasse angegeben werden. Die aktuelle Bezeichnung dieser Klassen folgt der seit vielen Jahren (i. Ü. dem Minimalsystem Window entsprungene) Beschränkung auf acht Zeichen: scrartcl, scrreprt, scrbook und scrlttr2.

Motto der Benutzung von KOMAscript

In [Kohm und Morawski 2005] www.dante.de/help/literatur/koma.shtml wird auf Seite 16 darauf hingewiesen, dass neben der Europäisierung das Motto vieler (auch außereuropäischer) Nutzerinnen dieser Klassen lautet:

Motto zur Nutzung der Klassen aus KOMA-Script
Flexibilisierung durch Variablisierung.
Mit diesem Motto wird die Möglichkeit bezeichnet, an vielen Stellen in das Erscheinungsbild einzugreifen (vgl. a.a.O.). Dies ist eine sehr löbliche Eigenschaft, die es uns erlaubt, mit den Dokumentenklassen aus KOMAscript sehr viele Erscheinungsformen durch geeignete Parametrisierung zu realisieren. Dies hat zur Konsequenz, dass man diese Parameter und ihre Werte kennen muss, wenn das Standardverhalten geändert werden soll. Dann kommt man nicht umhin, das Dokument scrguide www.ctan.org/tex-archive/macros/latex/contrib/koma-script/scrguide.pdf zu studieren oder das oben zitierte Buch zu konsultieren.

Markus Kohm hat in der TEXnischen Komödie (Zentralorgan von Dante e.V.) 4/2002, einen Artikel zur Satzspiegelkonstruktion veröffentlicht, der auch öffentlich verfügbar ist: www.kohm.name/markus/komasatzspiegel.pdf Auch, wenn der Goldene Schnitt inzwischen im Mathematikcurriculum keinen verpflichtenden Platz mehr hat, empfiehlt es sich, diesen Beitrag zu lesen. Vielleicht sollten wir den Goldenen Schnitt in künftige Informatikcurricula aufnehmen?

Buchdeckel KOMA-Script

Buchdeckel KOMA-Script 2. Auflage, 2005

Orthotypografie

»Unter Orthotypografie versteht man die korrekte Visualisierung eines Textes (wie man unter Orthografie die korrekte Schreibung versteht). Dies betrifft vor allem die Verwendung »kleiner« typografischer Zeichen, auf die der Laie (und bestimmte Anwendergruppen, die mit Schrift zu tun haben wie TV-Texter) normalerweise kaum achtet. Bei einer repräsentativen Drucksache oder elektronischen Publikation sollte jedoch auch Sorgfalt auf diese Zeichen verwendet werden (Qualitätssatz)« [Schopp 2002]. Jürgen F. Schopp in: www.uta.fi/~trjusc/orthotyp.htm Typografie ist für den Leser da, nicht für den Gestalter. www.typografie.de/verlagsverzeichnis/typografie/375-5.html afnm.willmuender.de/index.php5?gloss=11&id=-3 Die seit Einführung der DTP-Software sich immer mehr verbreitende englische Markierungsweise muß aus orthotypographischer Sicht als nicht professionell gelten.

Unter der oben angegebenen Quelle [Schopp 2002] wird eines der Standardwerke zu typografischen Fragen zitiert. Es folgen einige der zentralen Aussagen, die kulturspezifische Satzeigenheiten benennen:

»Kulturspezifisch sensible« typografische Zeichen

Auf Zeichenebene ist zu beachten, dass es ein gutes Dutzend dieser speziellen Zeichen gibt, die in unserer Kultur üblich sind. Sie können nicht ohne Verlust durch eine technisch näherliegende Variante ersetzt werden. Eine ganze Reihe von »Kulturspezifisch sensiblen« typografischen Zeichen werden in der bereits oben angegebenen Quelle [Schopp 2002] dargestellt und kommentiert.

Die hier veröffentlichten Inhalte stellen keine Meinungsäußerungen der Studienseminare Hamm Arnsberg dar.
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