In einer Reihe von Artikeln in der If Fase werden nützliche Elemente von LaTeX vorgestellt, die erprobt sind und bei der Arbeit der Informatiklehrerin eingesetzt werden.
In den bisher vorgelegten neunzehn Teilen der Artikelserie – Ausgaben 0 … 18: rhinodidactics.de/Archiv – finden Sie Hinweise und Anmerkungen zu den Themen: Installation, grundlegende Arbeitsweisen, Quellen zu Dokumentationen, Arbeit mit KOMAscript, PSTricks, Erstellung von Arbeitsblättern, Struktogrammen, Automatengrafen, Elemente von UML, Barcodes, Formularerstellung, Zitieren, Abbildungen, ER Diagramme, Fragen der [Mikro-]Typografie und Setzen von Briefen. Von Ausgabe 9 (Zitieren – normgerecht) bis zur Ausgabe 12 (Quelltexte von Programmen) wurden die Themen von Fragen bestimmt, die von den Referendarinnen gestellt werden. Mit der vorliegenden Ausgabe 19 wird die Berücksichtigung lokal bedeutsamer Elemente aus dem Schriftsatz im Zusammenhang thematisiert.
In dem lesenswerten Beitrag Gute Typographie auf Papier und im Web www.weisses-rauschen.de/hero/Typographie.htm konstatiert der Autor Hermann Rotermund Junge deutsche Akademiker lernen – anders als ihre Kommilitonen in anderen Ländern – weder zu sprechen noch zu schreiben. Ihre Ausbildung – wenn man von einer solchen sprechen kann – orientiert sich an Inhalten und nimmt selten Rücksicht auf deren Darstellung. Das Referat oder die Diplomarbeit werden ebenso wenig zum Gegenstand der wissenschaftlichen Reflexion gemacht wie etwa der Essay, der öffentliche Vortrag oder die multimediale Dokumentation.
Sowohl TeX als auch LaTeX sind im amerikanischen Sprach- und damit
Satzraum entstanden. Für TeX zeigt sich dies in der ursprünglichen
Beschränkung des Zeichensatzes auf die ersten 128 Zeichen des
ASCII-Codes (7 Bit-Code), die für englische und amerikanische Texte
ausreichen. Bereits 1990 wurde diese Beschränkung aufgehoben. Bei LaTeX
zeigt sich in den Standarddokumentenklassen article
,
report
, book
und letter
, dass die
amerikanischen Papierformate und die entsprechende Aufteilung des Papiers
(der sogenannte Satzspiegel de.wikipedia.org/wiki/Satzspiegel) Grundlage für diese
Klassen ist. Die Standardklassen unterstützen mit letterpaper,
legalpaper, executviepaper, a4paper, a5paper und b5paper die drei
amerikanischen Papierformate letter, legal, executive und die
Papierformate A4 und A5 aus der ISO-A-Reihe, B5 aus der ISO-B-Reihe. Im
Laufe der Zeit wurden zunächst mit Script, dann mit
Script2 und schlussendlich mit KOMAscript eigene – die
europäische Satztradition stärker berücksichtigenden –
Styles und Klassen entwickelt. Diese Klassen unterstützen
weitere Papierformate: aXpaper
, bXpaper
,
cXpaper
, dXpaper
. Das Papierformat muss
(abgesehen von a4paper und a5paper) als Option beim Laden der
Dokumentenklasse angegeben werden. Die aktuelle Bezeichnung dieser
Klassen folgt der seit vielen Jahren (i. Ü. dem Minimalsystem Window
entsprungene) Beschränkung auf acht Zeichen: scrartcl, scrreprt,
scrbook und scrlttr2.
In [Kohm und Morawski 2005] www.dante.de/help/literatur/koma.shtml wird auf Seite 16 darauf hingewiesen, dass neben der Europäisierung das Motto vieler (auch außereuropäischer) Nutzerinnen dieser Klassen lautet:
Motto zur Nutzung der Klassen aus KOMA-Script |
---|
Flexibilisierung durch Variablisierung. |
scrguide
www.ctan.org/tex-archive/macros/latex/contrib/koma-script/scrguide.pdf
zu studieren oder das oben zitierte Buch zu konsultieren.
Markus Kohm hat in der TEXnischen Komödie (Zentralorgan von Dante e.V.) 4/2002, einen Artikel zur Satzspiegelkonstruktion veröffentlicht, der auch öffentlich verfügbar ist: www.kohm.name/markus/komasatzspiegel.pdf Auch, wenn der Goldene Schnitt inzwischen im Mathematikcurriculum keinen verpflichtenden Platz mehr hat, empfiehlt es sich, diesen Beitrag zu lesen. Vielleicht sollten wir den Goldenen Schnitt in künftige Informatikcurricula aufnehmen?
»Unter Orthotypografie versteht man die korrekte Visualisierung eines Textes (wie man unter Orthografie die korrekte Schreibung versteht). Dies betrifft vor allem die Verwendung »kleiner« typografischer Zeichen, auf die der Laie (und bestimmte Anwendergruppen, die mit Schrift zu tun haben wie TV-Texter) normalerweise kaum achtet. Bei einer repräsentativen Drucksache oder elektronischen Publikation sollte jedoch auch Sorgfalt auf diese Zeichen verwendet werden (Qualitätssatz)« [Schopp 2002]. Jürgen F. Schopp in: www.uta.fi/~trjusc/orthotyp.htm Typografie ist für den Leser da, nicht für den Gestalter. www.typografie.de/verlagsverzeichnis/typografie/375-5.html afnm.willmuender.de/index.php5?gloss=11&id=-3 Die seit Einführung der DTP-Software sich immer mehr verbreitende englische Markierungsweise muß aus orthotypographischer Sicht als nicht professionell gelten.
Unter der oben angegebenen Quelle [Schopp 2002] wird eines der Standardwerke zu typografischen Fragen zitiert. Es folgen einige der zentralen Aussagen, die kulturspezifische Satzeigenheiten benennen:
Auf Zeichenebene ist zu beachten, dass es ein gutes Dutzend dieser speziellen Zeichen gibt, die in unserer Kultur üblich sind. Sie können nicht ohne Verlust durch eine technisch näherliegende Variante ersetzt werden. Eine ganze Reihe von »Kulturspezifisch sensiblen« typografischen Zeichen werden in der bereits oben angegebenen Quelle [Schopp 2002] dargestellt und kommentiert.