26. Mai 2007 – Dr. Ludger Humbert

Im Zusammenhang mit der Unterrichtsvorbereitung wird von vielen Fachdidaktiken m.E. in ungünstiger Weise bezüglich der dahinter stehenden Arbeit der Begriff Didaktische Reduktion verwendet. Damit wird die nicht zu unterschätzende Gestaltungsarbeit bezeichnet, die darin besteht, einen Fachgegenstand, eine Erkenntnis, eine Fachmethode so darzustellen und zugänglich zu machen, dass Schülerinnen damit die Möglichkeit erhalten, diese auf ihrem kognitiven und intellektuellen Niveau zu begreifen, zu verstehen und ggf. zu naturalisieren.

Der Begriff Gestaltung vermeidet die negative Konnotation des Begriffs Reduktion und macht deutlich, dass es sich bei diesem Prozess nicht um Verringerung, um Verkürzung, sondern vielmehr um die aktive Gestaltung eines fachbezogenen Elements durch die Lehrende handelt. Bei dieser Gestaltung sind eine Reihe von Kriterien zu erfüllen, die nichttrivialer Natur sind.

• Die fachliche Validität muss gewährleistet bleiben (Invarianzkriterium).
• Die Zugänglichkeit für die Lerngruppe muss ermöglicht werden (Zugangskriterium).
• Der Fokus muss so auf den Fachgegenstand, die Fachmethode, etc. gerichtet sein, dass es bezüglich der propädeutischen Funktion nicht zu unnötigen Friktionen kommt, wenn der Begriff zu einem späteren Zeitpunkt wieder auftritt (Zeitkriterium).

Didaktische Gestaltung verweist damit auf eine erhöhte Anforderung, die von der Gestalterin oder dem Gestalter verlangt wird.

Begriff, Handlung und Profession

In informatikfachdidaktischen Zusammenhängen empfehle ich, den Begriff didaktische Reduktion zu den Akten zu legen und statt dessen von didaktischer Gestaltung zu sprechen. Die oben angegebenen Argumente sind ein Grund für diese Sicht. Ein zweiter Grund liegt darin, dass in unserem Fach der Gestaltung ohnehin im Zusammenhang mit jeder Modellierung eine prioritäre Rolle zukommt. Da wir uns als Fachdidaktiker mit den Methoden und Verfahrensweisen des Faches konstruktiv auseinandersetzen, finden wird hier ein weiteres Argument: ein im Fach erfolgreich angewandtes Verfahren, um die Zugänglichkeit zu erhöhen, ist mit der Phase der Gestaltung bei der Konstruktion von Informatiksystemen verbunden. Die dabei gesammelten Erfahrungen können ebenfalls im Kontext anderer Gestaltungsaufgaben genutzt werden. Insbesondere bei der didaktischen Gestaltung von Gegenständen aus dem Fach eignen sich die im Fach erfolgreichen Verfahren der Sequenzierung, der Konzentration, Hierarchisierung, Modularisierung usw. um zielgerichtet zum Erfolg zu kommen.

Würden Sie lieber von Reduziererin sprechen als von Gestalterin?