Die folgende zusammenfassende Darstellung stellt die subjektive Sicht eines Besuchers und einer Besucherin dar. Sie dient primär dazu, im Fachseminarzusammenhang eine Diskussion zu ermöglichen.
In diesem Workshop stellte G. Kubitz einen objektorientierten Ansatz zur informatischen Grundbildung in den Jahrgängen 6 und 7 im Rahmen der Ergänzungsstunden des achtjährigen Gymnasiums vor. Dabei wurden besonders die allgemeinbildenden Aspekte des Fachs Informatik betont, die in die Forderung mündeten, den Empfehlungen der GI nachzukommen und Informatik als eigenständiges Pflichtfach in der Sekundarstufe I einzuführen, das von Fachlehrerinnen und Fachlehrern unterricht wird.
Zunächst hob G. Kubitz den Beitrag hervor, den das Fach Informatik zur Allgemeinbildung leisten kann. Ausgehend von der Frage »Was ist Informatik?« und der Antwort »Systematisches Lösen von Problemen« zeichnete er folgendes Vorgehen nach:
Dieses Vorgehen und die Einführung der informatischen Begriffe »Objekt« und »Klasse« tragen nach Ansicht von Kubitz zur Allgemeinbildung der Schülerinnen und Schüler bei, weil bereits Kinder mithilfe von Eigenschaften und Fähigkeiten Kategorien bilden und in Klassen denken (z.B. das Objekt »Bello« und die Klasse »Hund«). Daher ist die objektorientierte Analyse für die informatische Grundbildung geeignet. Die objektorientierte Programmierung betreffend kann in den Klassen 6 und 7 ohne wirklich zu programmieren eine Grundvorstellungen über die Arbeitsweise von Softwaresystemen entwickelt werden.
Das obige Vorgehen beinhaltet zudem eine ganze Reihe allgemeinbildender Aspekte, wie die sogenannten Softskills (z.B. Teamfähigkeit), die Modellierung mit Objekten, Klassen und deren Beziehung, die Organisation und Darstellung von Information, die Algorithmik und das fachübergreifende Denken.
Als positives Beispiel wählte Kubitz die Situation in Bayern, wo Informatik in den Jahrgangsstufen 5, 6 und 7 des Gymnasiums als Pflichtfach im Rahmen des Fächerverbundes »Natur und Technik« und an naturwissenschaftlich-technischen Gymnasien in den Jahrgangsstufen 9 und 10 zudem als eigenständiges Pflichtfach unterrichtet wird. Den Stellenwert des Faches Informatik in NRW stellte er drastisch durch den Vergleich der Zahlen der Abiturientinnen und Abiturienten in den naturwissenschaftlichen Fächern im Jahr 2007 dar. Das Fach Informatik liegt hier weit abgeschlagen auf dem letzten Platz.
Im Folgenden wurden Unterrichtsgänge beschrieben, die an der Schule von Herrn Kubitz im Rahmen der Ergänzungsstunden des achtjährigen Gymnasiums in den Jahrgangsstufe 6 und 7 einstündig durchgeführt werden und mit denen gute Erfahrungen gemacht wurden. Ausführlich behandelte Kubitz den Einstieg in den Unterricht zur informatischen Grundbildung anhand von Objekten in Grafiken.
Objekte in Grafiken
Der Zugang erfolgt spielerisch über die Verwendung von Grafikprogrammen.
Zu einer vorgegebenen einfachen Zeichnung (Haus, mit je einem Baum halb
davor und halb dahinter, bestehend aus Rechtecken und Kreisen) wird
folgende Aufgabe gestellt:
Baumstruktur (als allgemeines dem Menschen eigenes
Werkzeug der Strukturierung)
Netzstrukturen
E-Mail und Algorithmen
Die anschließende Diskussion sollte zum Erfahrungsaustausch über den Informatikunterricht in der Sekundarstufe I dienen. Es zeigte sich, dass nur an wenigen Schulen Informatikunterricht in den unteren Klassen stattfindet. Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sich skeptisch, ob die Schülerinnen und Schüler, aber auch die Eltern eine Einführung der Textverarbeitung mithilfe des gewählten objektorientierten Ansatzes überhaupt akzeptieren und verstehen. Herr Kubitz konnte hier auf die erfolgreiche Umsetzung des Unterrichtsganges verweisen.
In dem Workshop wurde ein einfacher und einleuchtender Unterrichtsgang vorgestellt, der den objektorientierten Einstieg in das Fach Informatik in der Sekundarstufe I ermöglicht. Alle für die nachfolgende objektorientierte Programmierung wichtigen Begriffe wurden auf verständlichem Niveau besprochen. Hier ist besonders die objektorientierte Sicht auf Standardanwendungen hervorzuheben, weil sie ein anwendungsunabhäniges Verständnis wichtiger Datenverarbeitungsaufgaben gestattet.
Hilfreich war auch der Hinweis von G. Kubitz, dass man Kolleginnen und Kollegen leichter überzeugen kann, dass eine informatische Grundbildung in der Sekundarstufe I im Rahmen der Ergänzungsstunden stattfinden sollte, wenn man die Vorteile für andere Fächer hervorhebt. Wenn die Einführung der Textverarbeitung im Informatikunterricht erfolgt, kann z.B. die Deutschlehrerin/der Deutschlehrer auf diese Fähigkeiten zurückgreifen.
Der Forderung von Kubitz, Informatik als Pflichtfach in der Sekundarstufe I einzuführen, können wir nur zustimmen. Der Workshop zeigte uns eine Möglichkeit auf, Informatikunterricht in der aktuellen Situation auch in der Sekundarstufe I umzusetzen.