Die Diskussion um Freiheit versus Innere Sicherheit hat uns die Bezeichnung Stasi 2.0 geschenkt. Sie stellt den Zusammenhang zwischen der Staatssicherheit, also dem Sicherheitsdienst in der ehemaligen DDR und dem aktuellen Hype, bei dem alles auf 2.0 endet(?) her. Dabei ist bemerkenswert, dass hier zwei Elemente miteinander verbunden werden, die widersprüchlicher nicht sein könnten:
Die Überwachung und Bespitzelung eines ganzen Volkes durch eine Unmenge von mehr oder weniger Freiwilligen in der DDR wurde mit deutscher Gründlichkeit, wie wir sie aus der leidvollen jüngeren Vergangenheit (Faschismus) auch in anderen Teilen der deutschen Landen kennen, durchgeführt. Das am Ende nicht einmal die Reißwölfe der angesammelten Papiere Herr werden konnten, zeigt die bürokratische Sammelwut des Systems. Allerdings ist der nicht vernichtete Teil dennoch recht umfangreich, wie die NZZ berichtet: Sie beschränken sich auf eine hochgerechnete Grösse: 176 Kilometer laufende Akten. Dieser schier uferlose Altbestand ist für externe Nutzer unzureichend aufbereitet. In den 16 Jahren ihrer Existenz hat es die Unterlagen-Behörde vermocht, gerade einmal zwei Schlagwortindexe, sogenannte Findbücher, zu publizieren. Diese gehören zu den wichtigsten Hilfsmitteln, um ein Archiv zu erschliessen. Kritiker der Behörde wenden daher ein, es wäre sinnvoller, den Altbestand aufzuarbeiten, als technologisch anspruchsvolle und mit Risiken behaftete Projekte zu beginnen. (aus: www.nzz.ch/2007/05/12/al/articleF6ES2.html)
Die Entwicklung in (zunächst webbasierten) Internetdiensten, dass Nutzer vorhandene Daten aggregieren, so dass sie damit einen Mehrwert schaffen und neue Nutzungsvarianten ermöglichen kann kurzgefasst als Web 2.0 gekennzeichnet werden. Diese Aggregation dient primär nicht der Überwachung und Aushorchung, stellt aber zunehmend die Privatsphäre zur Disposition, da sowohl die Aggregate aber auch die Aggregierenden bei dieser auch als Mitmachweb bezeichneten Variante viel über sich mitteilen und damit für Dritte, die ggf. ganz andere Interessen haben, verfügbar machen. Bemerkenswert ist dabei, dass hier häufig Elemente genannt werden, die sich (noch) nicht breit durchgesetzt haben. Dabei ist das Web 2.0 mit allgemein bekannten Elementen zu erklären: Die Amazon-Dienste, mit denen Anmerkungen (Rezensionen) zu Büchern verfügbar gemacht werden und die uns darauf hinweisen, welche Bücher von anderen angesehen (oder gar gekauft) wurden, die sich das entsprechende Buch angesehen haben, setzen genau auf diese Technik. Alle Google-Elemente werden letztlich durch Datenaggregation gewonnen, die die Arbeit von Dritten (Nutzerinnen) zur Grundlage für ein Geschäftsmodell gemacht haben, das offenbar ökonomisch selbst für einen Monopolisten wie Micro$ gefährlich werden könnte.
Soeben wurde vom CCC mitgeteilt, dass der Entwurf des neuen BKA Gesetztes mit Stand Mitte Juli verfügbar ist: www.ccc.de/lobbying/papers/terrorlaws/20070711-BKATERROR.pdf