Etwa dreißig Personen aus den Bereichen Universität, Schule und Lehrerausbildung trafen sich am 7. Mai in Münster zu einem regionalen Workshop zur Schulinformatik. Veranstalter war der Arbeitsbereich Didaktik der Informatik (Prof. Dr. Marco Thomas) an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Prof. Dr. Carsten Schulte (Freie Universität Berlin) referierte in der Key Note über die »duale Natur digitaler Artefakte«. Er beobachtete in verschiedenen Untersuchungen eine Barriere zwischen Nutzung und Gestaltung von Informatiksystemen. Es gibt eine Gruppe von Personen, die zwar die die Funktionalität von Informatiksystemen nutzen, aber sich nicht zutrauen, selbst zu programmieren. Zu den Aufgaben des Informatikunterrichts gehöre es, diese Barriere zu überwinden und zu helfen, allgegenwärtige Informatik-Produkte (digitale Artefakte) wie Textverarbeitungssysteme nicht nur unter der Perspektive der Funktion sondern auch im Hinblick auf die interne Struktur zu untersuchen.
Zwei Vorträge widmeten sich dem Einsatz von webbasierten Lernumgebungen im Informatikunterricht. Daniel Dahl, Jens Sieberg und Prof. Dr. Gottfried Vossen (Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Münster) stellten die an der WWU Münster entwickelte Web 2.0-Plattform Learnr vor. Learnr ermöglicht Schülerinnen und Schülern, eigene Arbeitsergebnisse, die in der Auseinandersetzung mit Unterrichtsstoff entstehen, zu dokumentieren, zu archivieren und mit anderen zu teilen. Eine Gruppe von Lehrern aus Steinfurt (Dr. Lothar Snyders, Rainer Brünen und Guido Hemesath) präsentierten Erkenntnisse aus dem praktischen Einsatz von E-Learning-Technik im Informatik-Unterricht an berufsbildenden Schulen.
Im Vortrag von Matthias Heming und Dr. Ludger Humbert (Universität Wuppertal) ging es um Informatikunterricht mit Mobiltelefonen, auf denen die Programmiersprache Python verfügbar ist. Die Vorteile: Man braucht kein teures Computerlabor und jeder Kursteilnehmer hat ein eigenes Gerät. Außerdem sind Mobiltelefone (im Unterschied zu PCs) Informatiksysteme, die von Mädchen und Jungen gleichermaßen verwendet werden. Dies und weitere Gender-Aspekte des Informatikunterrichtes wurden im anschließenden Vortrag von Dr. Ludger Humbert (Universität Wuppertal) vertieft.
Daniel Michael Meyer stellte ein Unterrichtsbeispiel mit der Hardwarebeschreibungssprache VHDL zur Diskussion. Über ein Projekt zur Modellierung von Straßenverkehr mit Scratch referierte Dr. Michael Weigend (Universität Münster). Die vorgeschlagene Strukturierung des Entwicklungsprozesses orientiert sich am Extreme Programming. Pascal Powroznik (Universität Münster) informierte über die Technik und gesellschaftlichen Implikationen von RFID-Systemen und skizzierte Ideen zur unterrichtlichen Umsetzung in der Sekundarstufe I. Schließlich berichtete Hendrik Büdding (Universität Münster) über Workshops und Unterrichtsreihen, die er in den letzten Jahren mit Schülerinnen und Schülern der SI durchgeführt hatte, und bei denen PDAs und Lego-Roboter eingesetzt wurden. Mobile Endgeräte ermöglichen es, den Klassenraum zu verlassen und informatische Modellierung »vor Ort« zu betreiben, nämlich dort, wo sich ein interessantes Szenario befindet, z.B. eine Schleuse am Kanal, deren Steuerung programmiert werden soll.
Der Tagungsband dokumentiert die eingereichten Beiträge.
Marco Thomas (Hrsg.) und Michael Weigend (Hrsg.): Interesse wecken und
Grundkenntnisse vermitteln. 3. Münsteraner Workshop zur Schulinformatik,
ZfL-Verlag Münster 2008 ISBN: 987-3-934064-90-4
Online-Version: nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:6-15519589264