Die Situation ist bekannt und m.E. auch bezeichnend: in den westlichen
Staaten lernen wir in der universitären Ausbildung andere Positionen,
Hintergründe, weitere Quellen kennen, in dem wir in die
Universitätsbibliothek gehen und dort die verfügbaren aktuellen (aber
auch weiter zurückliegenden) Veröffentlichungen studieren.
Sobald wir im Studienseminar oder in der Schule einen solchen Service
erwarten, werden wir mit einer völlig anderen Situation
konfrontiert:
Nach und nach wurde – unter reinen Kostengesichtspunkten –
dort sogar der Bezug aktueller Zeitschriften reduziert oder völlig
eingestellt. In den ersten Jahren meiner Tätigkeit als Lehrer fuhr ich
regelmäßig am Samstag in die Bibliothek der FernUniversität, um mal
wieder aktuelle Veröffentlichungen studieren zu können.
In vielen Ländern ist heute schon der Zugang zu Wissen in Form von Zeitschriften oder teuren Konferenzbänden nicht mehr möglich (auch nicht in den Universitäten). Hier stellt sich in aller Schärfe die Frage nach dem Zugang zu Wissen, das – häufig genug mit staatlicher Unterstützung – geschaffen wurde und wird; während die Vermarktung privatisiert ist. Eine aktuelle Variante von Verlagen besteht darin, dass eine Autorin Geld dafr bezahlen muss, wenn sie ihre Veröffentlichung auch unter einer offenen Lizenz zugänglich machen will. Diese Pervertierung des Prinzips der Zugänglichkeit des Wissens wurde unter dem Buchtitel »Freie Kultur« von Lawrence Lessig angeprangert – wir berichteten in der Ausgabe 7 der If Fase vom 1. März 2006.
Unter The Access Principle: The Case for Open Access to Research and Scholarship findet sich ein weiterer Titel, der sich diesem Problem widmet. Autor ist John Willinsky.