Büroanwendungen sind häufig zentrale Elemente des Informatikunterrichtes in der Sekundarstufe I. Als Lehrer für Informatik stellt man sich dabei die Frage, wie man diese Themen fachgerecht unterrichten kann. Der Beantwortung dieser Frage stellte sich der Workshop.
Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentation und ähnliche Büroanwendungen sind meist wesentliche Bestandteile des Informatikunterrichtes in der Sekundarstufe I. Als Lehrer für Informatik stellt man sich dabei die Frage, wie man diese Themen fachgerecht unterrichten kann, ohne dass der Unterricht zu einer stupiden Produktschulung ausartet – wie es bedauerlicherweise von einigen Eltern und Politikern gelegentlich gewünscht wird.
Eine Möglichkeit zur verantwortlichen Umsetzung des oben skizzierten Ansatzes wurde in diesem Workshop vorgestellt: Schüler und Schülerinnen sollen Anwendungen aus der objektorientierten Sicht kennenlernen und damit Hintergründe und immer wieder auftauchende Gemeinsamkeiten unterschiedlicher Anwendungen kennenlernen. Auf diese Weise erhalten sie die Kompetenz sich selbstständig zügig mit den verschiedenstenen Programmen vertraut zu machen, auch wenn der Umgang mit diesen im Unterricht nicht direkt gelehrt wurde.
Auch wenn mir dieser Ansatz bereits bekannt war und ich zum Beispiel auf der INFOS07 einen ähnlichen Workshop besuchte, hat mir dieser von Kubitz/Willenbring außerordentlich gut gefallen. Die beiden Referenten haben diesmal nicht nur die Grundidee erläutert, sondern recht detailliert beschrieben, wie dieses Konzept im Unterricht der Klassenstufen 6/7 umgesetzt werden kann. Die beiden stützten sich dabei auf bayerische Sek I-Schulbücher, in welchen dieses Konzept umgesetzt wird.
Zunächst beschrieben die beiden Referenten, wie man die Schüler und Schüleronnen anfangs mit Objekten und Klassen konfrontieren kann. Die Idee besteht darin, ein vektororientiertes Grafikprogramm zu nutzen, in dem mehr oder weniger komplizierte Zeichnungen aus wenigen Grundelementen (Rechteck, Dreieck, Kreis, Linie) zusammengesetzt werden. Eine Übung, bei der SchülerInnen selbst gewählte Eigenschaften einzelner Elemente eines gegebenen Bildes beschreiben müssen, damit andere anhand der Beschreibung das Bild zurückgewinnen, führt schließlich zur Klassifizierung von bestimmten Objekten und damit schnell und leichtverständlich zum Klassenbegriff. Auch Methoden (strecken, stauchen, drehen, kopieren, etc.) können durch geeignete Aufgaben spielerisch eingeführt werden. Im Workshop wurden diese Übungen mit den Teilnehmern einmal praktisch durchgeführt.
Die mit dem Vektorgrafikprogramm erworbenen Grundkenntnisse lassen sich nun auf beliebige Büroanwendungen übertragen. In einer Textverarbeitung kann jedes einzelne Zeichen als ein Objekt der Klasse »Zeichen« mit Attributen wie Schriftart, Schriftgröße oder Schriftfarbe aufgefasst werden. Bei den meisten Textverarbeitungen findet man praktischerweise einen Menüpunkt (häufig »Format -> Zeichen«), wo die Attribute zusammen mit ihren aktuellen Werten übersichtlich dargestellt werden. Ein Rechtsklick auf ein markiertes Zeichen bringt im Allgemeinen auch eine Vielzahl möglicher Methoden hervor.
Was bei Zeichen anwendbar ist, kann leicht auf Absätze und Seiten übertragen werden; oder auf andere Büroanwendungen: Zellen, Zeilen und Spalten sind beispielsweise typische Klassen einer Tabellenkalkulation. Doch auch diese -- auf den ersten Blick ganz anders gearteten Klassen -- sind von der Grundstruktur her genauso aufgebaut wie Zeichen in der Textverarbeitung und Kreise oder Rechtecke in einem Vektorgrafikprogramm. Wenn SchülerInnen diesen Zusammenhang erkannt haben, sollte die Einarbeitung in unterschiedlichste Anwendungsprogramme deutlich leichter und zügiger erfolgen.
Der Workshop von Kubitz/Willenbring hat mir sehr gut gefallen. Die vorgestellte Methode ist gut geeignet, in der Sekundarstufe I die Anwendung von Office-Programmen fachgerecht umzusetzen. Ferner finde ich die Einführung in die objektorientierte Computerwelt mit Hilfe eines Vektorgrafikprogrammes sehr interessant. Einige Übungen durften von den Teilnehmern auch einmal praktisch durchgeführt werden, was recht spaßig war.