Gerade in Zeiten des Zentralabiturs scheinen viele Kolleginnen
einem Tunnelblick bezüglich der Anforderungen für ihre Schülerinnen zu
erliegen, der kaum noch Innovation zuläßt.
Diesem Blick soll mit diesem Beitrag eine konstruktive Idee
entgegengesetzt werden. Auch wenn Python bisher keine der geforderten
Sprachen für das Zentralabitur ist, sollten die Ideen des tatsächlichen
Lebensweltbezuges auf einer fachdidaktischen Basis reflektiert werden.
Wir gehen davon aus, dass die Programmiersprache Python als interaktive
Programmiersprache auf dem Mobiltelefon Möglichkeiten für einen
zukunftsgerichteten Informatikunterricht bietet, die mit anderen
technischen Varianten erfolgreich konkurrieren wird.
Nach den Diskussionen um Mobiltelefone in Schülerhand (häufig fachlich unkorrekt als »Handy« bezeichnet) sollten wir ernsthaft überlegen, ob nicht mit einem konstruktiven Einsatz dieser Technik der Informatikunterricht der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen näher steht, als die bisher im Informatikunterricht fast durchgängig eingesetzten Desktopsysteme.
In der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen kommen weder PDAs, noch Laptops vor – die omnipräsenten Informatiksysteme sind MP3-Abspielgeräte und Mobiltelefone. Bei MP3-Abspielgeräten ist die Modellvielfalt überwältigend – nicht alle Schülerinnen sind mit einem iPod ausgestattet, den wir zu einem Linux-System umbauen könnten. Außerdem bieten die Bedienmöglichkeiten für MP3-Abspielgeräte kaum eine Eingabe, die es ermöglicht, problemlos auch längere Texte einzugeben. Bei Mobiltelefonen hingegen steht beispielsweise mit der T9-Eingabe, die von den Schülerinnen ohnehin zur SMS-Eingabe genutzt wird, eine Eingabetechnik für Texte zur Verfügung, die bereits beherrscht wird, bevor die Schülerinnen in den Informatikunterricht kommen.
Schülerinnen verfügen über ein Mobiltelefon. Dies ist ein vollständiges Informatiksystem. Solche Systeme können programmiert werden. Die Programmierung – das ist die schärfste Anforderung in diesem Beitrag – muss auf dem Mobiltelefon erfolgen können, andernfalls kann gleich mit den Desktopsystemen gearbeitet werden.
Es wurde eine Möglichkeit gesucht, die es erlaubt, auf dem Mobiltelefon
Im letzten Jahr (2006) erstellte Ralph Carrie in seiner Hausarbeit (im Zusammenhang mit dem zweiten Staatsexamen) eine erste Implementierung mit beispielhaften Elementen aus der in NW (== Nordrhein-Westfalen) bekannten programmiersprachenunabhängigen Klassenbibliothek Stifte und Mäuse (Teile der Klassen Bildschirm und Buntstift wurden von Ralph Carrie im Zusammenhang mit der Erstellung seiner Staatsarbeit haspe.homeip.net:8080/cgi-bin/pyblosxom.cgi/Didaktik_der_Informatik/2007-02-06_Examensarbeiten-2006.html realisiert). Das Interesse an dieser Hausarbeit ist sehr groß, so dass wir gebeten wurden, im März 2007 in Berlin zu dieser Idee einen Workshop für Lehrerinnen durchzuführen. haspe.homeip.net:8080/cgi-bin/pyblosxom.cgi/Informatische_Bildung/2007-03-08_Berlin-Fachtagung-Informatiklehrer.html
Im Verlauf der Vorbereitung zu diesem Workshop wurden weitere Elemente der Klasssenbibliothek in Python für Mobiltelefone realisiert.
Insbesondere sind alle Klassen aus SuM-Kern inzwischen vollständig
verfügbar (Bildschirm, Stift, Buntstift, Tastatur, Maus
und Anwendung). Außerdem wurde die sehr beliebte Klasse
Sprite, die von Ingo Linkweiler im Rahmen seiner
Diplomarbeit www.ingo-linkweiler.de/diplom realisiert wurde, auf das
Mobiltelefon portiert. Damit kann das bekannte Huhnspiel in Python auf
dem Mobiltelefon gespielt werden. Um Bildschirmfotos erstellen
zu können, wurde die Klasse Bildschirm um den Auftrag:
bildschirmfoto(<dateiname>)
erweitert, mit dem dies
aus Programmen heraus ermöglicht wird.
Die Klassen Rechner, Uhr, Textwerkzeug wurden ebenfalls in Python realisiert. Diese sind auf allen Systemen, die über einen Pythoninterpreter verfügen, einsetzbar.
Die Datenstrukturklassen, wie sie vorbereitend für das Zentralabitur von Bernd Schriek in Java implementiert wurden, sind zum Teil ebenfalls bereits portiert.
Einige hochinteressante Projektideen sind mit Hilfe von Datenbanken realisierbar – vor allem, wenn Sie sich die Voraussetzungen für das Zentralabitur 2009 ansehen, werden Sie feststellen, dass Datenbanken (als Ergebnis der Einbeziehung von Berufskollegs in das Zentralabitur) Bestandteil des Zentralabiturs werden. Auf Mobiltelefonen stehen eine Reihe von Daten in Form von Datenbanken zur Verfügung – ob Kalenderdaten, Kontaktdaten oder die Liste der angerufenen Telefonnummern, all diese Daten sind in Datenbanken abgelegt, die mit sumSQL nicht nur gelesen werden können.
Die im Zusammenhang mit den vorbereitenden Materialien zum Zentralabitur veröffentlichten Schnittstellen lassen (und dies gilt sowohl für sumstrukturen, aber insbesondere für sumnetz) eine ordnende Hand vermissen. Dazu habe ich an anderer Stelle rhinodidactics.de/ddi (unten auf der Seite) bereits ausführlich berichtet. Kurzgefasst geht es bzgl. der Datenstrukturen m.E. darum, dass Schnittstellen minimal beschrieben werden und nicht alle möglichen Fälle in der Oberklasse Berücksichtigung finden sollten.
Bei den Klassen für sumnetz kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass nicht primär objektorientiert modelliert wurde, sondern die Spezifika der Bezugssprachen offenbar Handlanger für die Modellierung sind. Schade, denn eine Realsierung in Python verkompliziert die doch recht einfachen Schnittstellen (vgl. dazu die Netzwerkaufgabe in der EPA, die völlig ohne diese Abstraktion auskommt). Prinzipiell kann das Modul sumnetz jedoch realisiert werden.
Das kann nicht wahr sein: ein Werkzeug, das von einem Schüler geschrieben wird, bestimmt die Elemente in einer Klassenbibliothek. Ich denke, darüber sollte doch noch einmal fachdidaktisch nachgedacht werden. Mir jedenfalls scheint diese Schnittstelle erheblich überladen. Eine Realisierung für Mobiltelefone ist zwar möglich, ich denke aber, dass ein derart kleiner Bildschirm häufig mit einem modalen Dialog vorlieb nehmen sollte. Wir müssen an dieser Stelle über eine sinnvolle Mensch-Maschine-Schnittstelle nachdenken. Prinzipiell kann die Schnittstelle realisiert werden.
Mit den bereits jetzt verfügbaren Modulen