In einer Reihe von Artikeln in der If Fase werden nützliche Elemente von LaTeX vorgestellt, die erprobt sind und bei der Arbeit der Informatiklehrerin eingesetzt werden.
In den bisher vorgelegten fünfzehn Teilen der Artikelserie – Ausgaben 0 … 14: rhinodidactics.de/Archiv – finden Sie Hinweise und Anmerkungen zu den Themen: Installation, grundlegende Arbeitsweisen, Quellen zu Dokumentationen, Arbeit mit KOMAscript, PSTricks, Erstellung von Arbeitsblättern, Struktogrammen, Automatengrafen, Elemente von UML, Barcodes, Formularerstellung, Zitieren, Abbildungen, ER-Diagramme und Fragen der [Mikro-]Typografie. Von Ausgabe 9 (Zitieren – normgerecht) bis zur Ausgabe 12 (Quelltexte von Programmen) wurden die Themen von Fragen bestimmt, die von den Referendarinnen gestellt werden. Mit der vorliegenden Ausgabe 15 wird auf einen Anwendungsfall eingegangen, der nicht nur für Lehrerinnen bedeutsam ist: Erstellung von Briefen mit LaTeX.
Um Briefe zu erstellen, sollte sich die Autorin auf den Inhalt konzentrieren dürfen und nicht einen Großteil der Zeit in die Erstellung des Layouts stecken müssen. Daher ist die Entscheidung, zur Erstellung von Briefen ein geeignetes Paket in LaTeX zu wählen, nicht immer wieder, sondern einmal zu treffen. Im Anschluss können mit einfachen Mitteln die nötigen Parameterwerte zum Großteil fest eingestellt werden. Die veränderlichen Elemente können entweder direkt in der LaTeX-Quelle für den Brief eingegeben werden oder durch entsprechende Werkzeuge für die halbautomatische Erstellung von Briefen genutzt werden.
Glücklicherweise existiert eine DIN zur Erstellung von
Briefen. Damit diese Norm mit LaTeX umgesetzt wird, ist die Auswahl auf
die Klassen einzuschränken, die DIN-gemäße Briefe setzen: g-brief,
dinbrief, KOMA, brief
.
Damit das Schreiben des Textes von Fragen der Adressierung, der
einleitenden Formel, der Grußformel etc. entkoppelt wird, steht mit
tk-brief ein Werkzeug bereit. Unter
www.linux-user.de/ausgabe/2003/05/030-tkbrief/index.html steht
eine Besprechung dieses kleinen aber feinen Werkzeugs zur Verfügung. Der
zur Eingabe des eigentlichen Brieftextes benötigte Editor kann frei
eingestellt werden. Ebenso können die Werkzeuge, die das Ergebnis
produzieren und anzeigen, ausgewählt werden. So ist es möglich, eine
Trennung der formalen Elemente (Eingabe der Zieladresse, Wahl der Anrede,
etc.) von dem eigentlichen Text vorzunehmen. Der Text liegt als einfacher
ASCII-Text in einer Datei vor. Dies ist vor allem dann nützlich, wenn in
Brieftexten gesucht werden muss.
Zur Installation reicht (unter Debian) die Eingabe von
apt-get install tk-brief
Eine für Schülerinnen nicht unbedingt notwendige Funktion, für Lehrerinnen aber durchaus ab und zu nützliche Eigenschaft, stellt das Schreiben von sogenannten Serienbriefen dar. tk-brief enthält eine Serienbrieffunktion, die mich nicht zufriedenstellte, da sie nicht die Flexibilität hatte, die mir vorschwebte. Darauf hin habe ich nach einer Alternative gesucht, die auch für andere Anwendungen nützlich ist.
Um auch ausgefallene Wünsche für die Darstellung DIN-gemäßer Briefe zu
realisieren, bietet sich das Dokumentenformat scrlttr2
an.
Dort gibt es für jeden vorstellbaren Fall ein Schalter, der über eine
Voreinstellung verfügt, die geändert werden kann. Nachdem die einzelnen
Parameter für die Dokumentenklasse festgelegt sind, können wir uns daran
begeben, zum Anwendungsfall – Serienbrief – zurückzukehren.
Dazu muss zunächst geklärt werden, welche Daten nötig sind, um ein
personalisiertes Dokument vernünftig zu erstellen. Ausgewählte
Elemente:
Um Daten aus einer Textdatei für LaTeX zur Verfügung zu stellen, wird das Paket textmerg eingesetzt: ftp://dante.ctan.org/tex-archive/macros/latex/contrib/textmerg.zip Es ist Bestandteil der TeX-Distributionen TeXLive und teTeX.
Die Nutzung ist recht übersichtlich gestaltet – in die Präambel
des Dokuments wird das Paket durch \usepackage{textmerg}
zur
Nutzung bereitgestellt. Im Text wird die Festlegung der Namen für die
Zuordnung der Zeilen des Textdokuments zu den TeX-Variablen vorgenommen.
Ein Beispiel soll dies verdeutlichen
\Fields{\titel\vorname\name\anrede\...}
Die einleitende
Zeile \Merge{DATEN/adr_raw.dat}{%
sorgt dafür, dass die
Datei DATEN/adr_raw.dat
bis zur schließenden Klammer jeweils
zeilenweise den oben durch die Feldspezifikation festgelegten
TeX-Variablen zugeordnet werden.
% % \documentclass[11pt,english,ngerman]{scrlttr2} ... \usepackage{textmerg} \begin{document} \Merge{DATEN/adr_raw.dat}{ % \begin{letter}{\textbf{\titel ~\vorname ~\name}\\ \strasse\\\\ \bf{\plz~\ort} } \opening{Sehr ~\anrede ~\titel ~\vorname ~\name,} \input{EText} \newpage } \end{document}Damit wird nun das Dokument bei n Datensätzen n-fach mit den Einträgen aus der Textdatei gesetzt, sobald
pdftex
für dieses Dokument
aktiviert wird. Die Einsatzmöglichkeit beschränkt sich nicht nur auf
Serienbriefe, sondern kann in vielen Anwendungsfällen, in denen gleichartige
Dokumente erstellt werden müssen, genutzt werden. Eine weitere Möglichkeit
besteht darin, mit dieser Variante Übungsblätter mit variablen Anteilen
auszustatten, Kärtchen für auszuzeichnende Gegenstände zu erstellen, Listen
mit einem sorgfältigen Layout zu versehen, etc.