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Ausgabe 25 vom 1. März 2008 (als PDF):

23. Februar 2008 – Thomas Leckelt

Live-Linux CD selbstgebaut mit PCLinuxOS 2007

Damit Schülerinnen und Schülern die häufig nichttriviale vollständige Installation von konkreten Elementen zur Umsetzung von Hausaufgaben und Übungen erspart bleibt, stellen wir im folgenden Beitrag eine auf Linux basierende Lösung vor, die ausschließlich mit freien Elementen arbeitet. Ergebnis ist eine CD, die nach den detaillierten Anforderungen des konkreten Unterrichts zusammengestellt werden kann.

Das Problem

Oft ergibt sich der Wunsch, ein von CD bootfähiges Betriebssystem mit allen für den Unterricht nötigen Programmen greifbar zu haben. Umso besser, wenn diese CD dank OpenSource-Software dann auch noch frei kopierbar wäre, so dass den Schülerinnen und Schülern eine Kopie für die Arbeit daheim zur Verfügung gestellt werden könnte. Diesem Wunsch folgend wurde z.B. die bekannte Live-Linux-CD Knoppix angepasst und als Schnoppix zum Einsatz für den Informatikunterricht vorgestellt. Was aber kann/muss getan werden, wenn verfügbare »fertige« Linux-CDs den Anforderungen nicht genügen, d.h. ein andere Paketauswahl getroffen wird. Wie kann effizient eine vollständige Lösung zusammengestellt werden, die unterrichtsbegleitend alle nötigen Elemente für die Arbeit mit einer ablauffähigen Umgebung für die Schülerinnen und Schüler enthält. Damit entfällt das – gerade für jüngere Schüler – frustierende Installationsprozedere, das darüber hinaus kaum bildende Elemente im Sinne einer informatischen Bildung umfasst.

Ansatz zur Lösung

Mit der im Mai 2007 vorgestellten Live-Linux-CD PCLinuxOS (siehe www.pclinuxos.de) ist der Weg zur (schul–)eigenen Live-CD nun komfortabler und leichter zu bewältigen, wie die Anleitung im Folgenden verdeutlichen soll.

Voraussetzungen schaffen – Download und Erstinstallation

Alles beginnt mit dem Download der ISO-Datei von der Webseite www.pclinuxos.de, dem Brennen der Datei auf eine CD oder dem alternativen Start in einer virtuellen Umgebung.

PCLinuxOS 2007 - Start

PCLinuxOS 2007 - Start

Nach dem Start zeigt sich ein Linux-System mit zwei angelegten Benutzern: root und guest. Für die nun anstehende Bearbeitung des Linux-Systems bietet es sich an, eine Anmeldung mit dem Benutzer root und eine anschließende Installation der Live-CD vorzunehmen. Hierzu ist die Verknüpfung auf ein grafisches Installationsskript in Form eines Icons auf dem KDE-Hintergrund abgelegt. Nach der erfolgreichen Installation kann das Live-System heruntergefahren, und das gerade frisch installierte System gestartet werden.

PCLinuxOS 2007 - Desktop

PCLinuxOS 2007 - Desktop

Bei dem Start des installierten Systems fallen einige Unterschiede im direkten Vergleich zum Live-System ins Auge – eben diese Unterschiede, wie die Hardware-Erkennung beim Systemstart – werden aber beim Remastering-Skript automatisch wieder eingefügt.

Pakete auswählen – Detailprobleme und ihre spezielle Lösung

Auch beim installierten System sollte die Anmeldung als root erfolgen, so dass die nun folgende Anpassung des Linux-Systems an die notwendigen Bedingungen komfortabel gelingt. Hierzu ist eine Verknüpfung mit dem Debian-Paket-Manager Synaptic im KDE-Panel angelegt. Die Installation und Deinstallation von Paketen erfolgt ähnlich wie in den bekannten Linux-Distributionen und ist in der Regel problemlos. Lediglich Programmpakete, die schreibenden Zugriff auf das Dateisystem benötigen, bereiten bei der späteren Live-CD Probleme. Hierzu zählten bei meinen Versuchen die für den Betrieb eines Webservers notwendigen Pakete (vor allem die Pakete apache und mysql bereiteten hier Probleme). Dies ließ sich jedoch durch die Installation des kompletten xampp-Paketes von den apachefriends ersetzen, so dass den Schülerinnen und Schülern eine vollständige Entwicklungsumgebung mit einem Webserver und Datenbankserver zur Verfügung gestellt werden kann.

Verbreitete Anforderung für den Unterricht in der gymnasialen Oberstufe

Da in den Schulen häufig eine Kombination aus der Entwicklungsumgebung BlueJ und der Stifte und Mäuse Bibliothek eingesetzt wird, sei deren Installation im Folgenden genauer beschrieben, zumal zur Installation der Stifte und Mäuse Bibliotheken keine Anleitung für Linux in den Büchern abgedruckt ist.

PCLinuxOS 2007 - BlueJ

PCLinuxOS 2007 - BlueJ

Bei der ursprünglichen Fassung der Live-Linux-CD ist nur eine Java-Laufzeitumgebung installiert, so dass das Übersetzen von Java-Quellcode nicht möglich wäre.

Hierzu kann aber unter der Paketverwaltung Synaptic das Paket java-1.6.0-sun-devel ausgewählt werden, womit der Java-Compiler nachgerüstet wird. Die Entwicklungsumgebung BlueJ wird auf der Webseite www.bluej.org nur für MacOS und für Windows als Installationspaket angeboten – für weitere Betriebssysteme ist eine ausführbare jar-Datei herunterladbar. Mit dem in dieser Datei enthaltenen Installationsskript kann BlueJ z.B. in das Verzeichnis /opt/bluej extrahiert werden.

Installation und Anpassung der Stifte und Mäuse (SuM)

Somit bleibt nun nur noch die Installation und Anpassung der Stifte und Mäuse (SuM) Bibliotheken, die auf www.mg-werl.de/sum zum Download bereitgehalten werden. Aufgrund der engeren Verwandtschaft der Betriebssysteme MacOS und Linux fiel die Entscheidung zum Download der MacOS-Version der Stifte und Mäuse Bibliotheken. Zur Installation wird zunächst das heruntergeladene Archiv mit den MacOS-Bibliotheken von SuM entpackt, und die Dateien wie folgt in das System integriert: die Datei bluej.defs muss nach /opt/bluej/lib kopiert werden und ist für die Einstellungen von BlueJ verantwortlich (z.B., dass die Schülerinnen und Schüler eine deutsche Oberfläche zu sehen bekommen).

Die Dateien aus dem Verzeichnis in userlib gehören in /opt/bluej/lib/userlib, die Dateien aus extensions dagegen in /opt/bluej/lib/extensions. Für die mitgelieferten SuM-Dokumentationen empfiehlt es sich, unter /opt/bluej ein neues Unterverzeichnis namens doc anzulegen, in welches die gesamte SuM-Dokementation überspielt werden kann. Abschließend muss dieser Pfad zu der SuM-Dokumentation noch in der zu Beginn kopierten bluej.defs geändert werden (zu jedem der Pakete kern, werkzeuge, ereignis, komponenten, strukturen, multimedia, netz und sql gibt es einen Eintrag der Form bluej.help.<paket-name>.url = ..., bei dem nun der neue Pfad eingetragen werden muss). Nach diesen Änderungen sollte BlueJ mit den Stifte und Mäuse Bibliotheken wie gewohnt betrieben werden können.

PCLinuxOS 2007 - BlueJ SUM

PCLinuxOS 2007 - BlueJ SUM

Der finale Schritt – Erstellen der SchülerCD

Nach diesen – und eventuell auch weiteren – Umbaumaßnahmen am Linux-System stellt sich die Frage, wie aus dem installierten System eine Live-CD erzeugt werden kann. An dieser Stelle spielt die vorgestellte Distribution PCLinuxOS ihre Stärken aus, denn durch Start des remasterme Scripts wird im gerade aktuellen Verzeichnis ein zum Live-System umgebautes Abbild des aktuellen Linux-Systems erstellt und in Form einer iso-Datei abgelegt. Diese iso-Datei sollte anschließend zunächst in einem virtuellen System getestet werden, bevor sie Form einer gebrannten CD/DVD an die Schülerinnen und Schüler weitergegeben wird.

Alternativen

Abschließend sei noch erwähnt, dass es – ähnlich dem hier vorgestellten remasterme-Script – auch Werkzeuge für andere Linux-Live-CDs gibt. Allen voran sei hier mklivecd für Live-CDs erwähnt, die auf der Distribution Ubuntu basieren. Interessant sollte vor allem die Möglichkeit sein, schnell und sehr einfach eine den eigenen Ansprüchen genügende Live-CD erstellen zu können und somit den Schülerinnen und Schülern eine einheitliche, vordefinierte Arbeitsumgebung mit nach Hause geben zu können.

Die hier veröffentlichten Inhalte stellen keine Meinungsäußerungen der Studienseminare Hamm Arnsberg dar.
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